Donnerstag, 4. Mai 2017

Bistum Trier: Ackermann, Bätzing, Marx und der heikle Fall im Bistum Trier









von links nach rechts: Georg Bätzing, ehemaliger Generalvikar im Bistum Trier und heutiger Bischof von Limburg; Stephan Ackermann, "Missbrauchsbeauftragter" der DBK, seit 2009 Bischof von Trier,  und Reinhard Marx, von 2002 - 2009 Bischof von Trier, heute Kardinal von München-Freising, u.a. Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / (ca)
_____________________________________________________________________________

Missbrauch in der Kirche: Sein Pfarrer soll ihn missbraucht haben. - Aber er kann es nicht beweisen.
Wie soll die Kirche mit einem mutmaßlichen Täter umgehen, der mehrfach angezeigt, aber nie verurteilt wurde? Der heikle Fall im Bistum Trier.

Im Frühjahr 2006 kauft Michael W. eine Prepaidkarte, um den Priester Otmar M. telefonisch anzuzeigen. W. will unerkannt bleiben, er hat Angst. Was, wenn am Ende Aussage gegen Aussage steht? Wenn sich das Blatt wendet und der Pfarrer ihn wegen Rufmords anzeigt und er, das Opfer, als Täter dasteht? Michael W. wählt die Nummer der Pressestelle des Landeskriminalamtes in Saarbrücken. Am Telefon beschuldigt er Priester Otmar M., ihn seit 1998 mehrfach sexuell belästigt zu haben. Er erzählt seine ganze Geschichte, nennt Orte, Namen, kommt ins Reden – und verplappert sich. Sein Plan, anonym zu bleiben, geht schief. Die Frau am Telefon versichert ihm, die Zuständigen zu informieren. Die Staatsanwaltschaft leitet ein Ermittlungsverfahren gegen Pfarrer M. ein. Wenige Monate später wird das Verfahren wegen Verjährung eingestellt.

Sieben weitere Male ist Pfarrer M. seitdem bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden.  Die Vorwürfe reichen von illegalem Waffenbesitz bis zum schweren sexuellen Missbrauch einer Grundschülerin. Zu einer Anklage ist es nie gekommen. Alle Verfahren wurden inzwischen von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken eingestellt – das letzte Anfang April 2017.

Marx hatte von den Ermittlungen gewusst. In einer Sitzung der Personalkommission des Bistums informierte ihn der damalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums, Prälat Rainer Scherschel, mündlich über die Einstellung des Verfahrens. In welchem Umfang die Information damals erfolgte und ob der Bischof von der Aussage des Pfarrers gegenüber der Polizei wusste, ist nicht mehr nachzuvollziehen. In einer Stellungnahme des Bistums heißt es heute: "Es trifft zu, dass aufgrund dieser Unterrichtung der Bischof und der Generalvikar weitere Untersuchungen nicht für erforderlich hielten."

2013 war der damalige Trierer Generalvikar Georg Bätzing, der heute Bischof in Limburg ist, verantwortlich.

Das Bistum Trier, das momentan seine kircheninternen Ermittlungen abschließt, will den Fall gegenüber der ZEIT nicht kommentieren. Zu den seit Juli 2016 laufenden Ermittlungen sagt Otmar M.: "Davon weiß ich bisher nur aus dem Fernsehen." Zum fünften Mal wird er verdächtigt, ein Kind sexuell missbraucht zu haben. Alles frei erfunden, erklärt M. ...